Sonntag, 22. Februar 2009

Am Höllentore

Dämon spricht:
„Oh du ersehnter, reiner Geist!
Entzieh dich meinem Feuer nicht,
Komm zu mir; ich wärme dich,
Ich spüre Schmerz, der dich vereist!

Engel antwortet:
„Ich werde mich dir niemals beugen!
Dein gräßlich Sein ist mir erschwert zuwider;
Vor deinem Antlitz verschließ ich meine Lider
Mein Geist ist pur; ein jeder kann’s bezeugen!“

Dämon:
„Süßer Engel, schöner Engel, folge mir;
Ich zeige dir ein glänzend‘ Reich,
Dein Heim hingegen klein erbleicht;
Bei dem, was ich kann zeigen dir.“

Engel:
„Versuche mich nicht! Nun weiche, Feind!
Kein Wort von dir kann mich verführen,
Ich werd mich nicht vom Flecke rühren!
Mein Herz ist mit dem Grund vereint!“

Dämon:
„Oh liebster Engel; wieso so starr?
Denkst du, ich will dir Böses tun?
Ich selber muss im Schwefel ruh’n.
Denkst du, ich sei der Hölle Narr?“

Dir will ich dienen, holdes Wesen;
Nun nenn‘ mir einen Wunsch, ein Begehr,
Und ich will dir zeigen, ich lieb‘ dich sehr;
Wenn nicht, so will ich hier verwesen!“

Engel:
„Gar schön sind deine Worte, oh Teufel rot;
Doch kann ich dir nicht folgen, selbst wenn ich wollt‘
So lang‘ ich dien dem Himmel, bin ich ein Engel hold‘!
Und weich ich von dem weißen Weg; lieg ich am Grunde tot.“

Dämon:
„Das werd ich zu verhindern wissen!
Nun komm zu mir; reich mir die Hand!
Und folge mir, ins schwarze Land!
Dein Antlitz will ich nicht missen!“

Engel:
„Verführer, Betörer, schamloser Knecht;
Mir schmeichelt dein Reden; ich folge dir
Verlass‘ mein Heim; und flieh‘ von hier.
Das Herz, es spricht: „Du bist im Recht!“

Dämon:
„Brav sprichst du, mein reiner Fang;
Doch Warnung muss ich dir sprechen;
Deine Seele wird an Schwärze brechen;
Dir wird im Dunkel Angst und Bang.“

Engel:
„Für dich, mein Geliebter, will ich es wagen,
Ich schreite durch der Hölle Tor,
Ich hör‘ mir an, des Wahnes Chor,
Der Flammen Worte will ich sagen!“

Dämon:
„So sei es!, schöner Herzenswink;
Folge meinem Schatten, halte meine Hand
Bleib‘ fern den Flammen, den Rufen im Schattenland!,
Sonst wirst du eine Seele, die im Schmerz versinkt.“

Sie schreiten durch das schwarze Tor.

Engel:
„Mein Dämon! Ich fürchte mich! Wo sind nur deine Arme?
Lass mich nicht hier alleine zittern;
Warum schallt alles, wie Gewitter?
Oh bitte, lieber Teufel, hab mit mir Erbarmen!“

Er antwortet nicht.

„Lügner! Betrüger! Du hast mich in den Tod geführt!
Mein Herz, es hat mich gar verraten!
Warum fällt es mir schwer, zu atmen?
Was ist gescheh’n? Hat mich der Hölle Kuss berührt?

Ich spür‘ das Leben aus mir weichen,
Ich falle vor dir in den Staub,
Warum hat man mir nicht erlaubt,
Der Liebe Köder zu erreichen…“

Dämon:
„Erlegt! ein weit’rer Engel ist;
Welch‘ schwache Wesen ihr doch seid!
Mit deinem Blut schmück‘ ich mein Kleid,
Geglückt ist wieder meine List!“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen